Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 29. Oktober 1998

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"Datenschutz-Infos auch auf CD-Rom
Eine CD-Rom unter anderem mit Tätigkeitesberichten des Berliner Datenschutzbeauftragten, Hansjürgen Garstka, aktuellen Datenschutznachrichten, Hintergrundinfos, Rechtsvorschriften sowie Dokumenten zu diesem Thema ist von sofort an ... erhältlich." MoPo 29.10.98 S. 13

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"Plädoyer für 'neuen Datenschutz'
Im Internet-Zeitalter ist eine Neuorientierung notwendig - Von Stefan Walz
... Die Digitalisierung und Vernetzung der Informationsübertragung hebt die traditionellen Grenzen zwischen Computer, Telefon und Fernseher auf. Es droht der 'gläserne Netzbürger' ... Neue Kontrolltechniken wie Videoüberwachung verbreiten sich epidemisch. Datenschutzrecht kann sich mithin nicht mehr auf Absicherung vor Mißbrauchsrisiken der automatisierten Datenverarbeitung in großen Rechnern beschränken. ... Der vielleicht wichtigste Grundsatz ist Datenvermeidung bzw. Anonymisierung. ... Die Bürger brauchen daher mehr Informationen über die Verwendung ihrer Daten, sie brauchen bessere Auskunfts- und Widerspruchsrechte. ... Effiziente Überwachung durch handlungsfähige Datenschutzbehörden ist unverzichtbar. ... Angesichts wachsender Datenmacht in privater Hand und zunehmender Privatisierung bislang öffentlicher Aufgaben spricht ohnehin alles dafür, den Schutzstandard für Verwaltung und Wirtschaft weitgehend zu vereinheitlichen." FR 29.10.98 S. 8

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"Kampf gegen Korruption bereitet Probleme
Ressort-Egoismen und Parteiproporz verhindern die Einrichtung von Prüfgruppen
... Diese dürfen Dienstzimmer betreten. Aktenschränke und Dienstpost öffnen, Personalakten und geheimgehaltene Vorgänge einsehen und Mitarbeiter befragen." MoPo 29.10.98 S. 12

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"Kriminalität / Gespräch mit dem obersten Geldwäsche-Aufseher
Wenn Konten explodieren
Geldwäscher gleichen Chamäleons. Sie passen sich blitzschnell veränderten Bedingungen an. Mit einer novellierten Verlautbarung will ihnen die Bankenaufsicht die Nutzung des deutschen Finanzsystems für ihre kriminellen Zwecke erschweren. ... Mit den neuen Vorschriften sollen die im Massenzahlungsverkehr tätigen Instituten dazu verpflichtet werden, Methoden und Systeme zu entwickeln, mit denen ungewöhnliche Bankgeschäfte beobachtet werden können (Monitoring) sowie aktiv nach verdächtigen Transaktionen anhand von bestimmten Parametern geforscht wird (Research). Von seiten der Datenschützer habe es keine Einwände gegeben, ... Die Geldinstitute, vor allem deren Verbände, wehren sich gegen die Verpflichtung, solche zumeist durch EDV-Programme gestützten Systeme einzuführen, um ihre Kunden auszuforschen. Für eine Rasterfahndung fehle die gesetzliche Grundlage, lautet der Vorwurf. ... Die Citibank verfügt über Systeme, wie sie sich der Geldwäsche-Experte vorstellt. ... Auch bei der Dresdner Bank werde das gemacht, ... In Europa durchleuchteten die Schweizer Großbanken ihre Zahlungströme nach Auffälligkeiten, wie auch ING, ABN Amro und eine Reihe von Großbanken in Frankreich und Großbritannien. ... zudem die neuerdings durch das Gesetz zur verbesserten Bekämpfung der organisierten Kriminalität hergestellte Verknüpfung zwischen Verdachtsanzeige und Steuerbehörden. ... Danach wandern bei Einleitung eines staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens aufgrund einer Verdachtsanzeige, was bei 95 % aller Fälle zutrifft, diese Informationen auch zu den Finanzämtern. ... Nach der 6. KWG-Novelle fallen nun auch Finanzdienstleister unter das Geldwäschegesetz." HB 29.10.98 S. 27

"Wir wollen kein Geld von Kriminellen
Banken verschärfen Kampf gegen Geldwäsche / Umtausch in Euro über 5 000 DM wird registriert ... Beim Umtausch von D-Mark in Euro im Jahr 2002 wird jeder, der mehr als 5 000 DM Bargeld umtauschen will, registriert. Das erklärte Michael Findeisen, beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen zuständig für Geldwäschebekämpfung" Tsp 29.10.98 S. 29

"Training für Bankmitarbeiter
Die Dresdner und die Deutsche Bank haben zusammen mit dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen gestern in Düsseldorf ein computergestütztes Trainingsprogramm zur Abwehr von Geldwäsche vorgestellt." HB 29.10.98 S. 27

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"Stufenleiter der Irrationalität
Professor Heribert Meffert über das Internet, Kundenorientierung und die Suche nach der Seele des Konsumenten. ... Sie müssen eine Beziehung zu den einzelnen Kunden aufbauen. Über die Beziehung bekommen Sie dann ein Verhaltensprofil, das wiederum im Marketing eine große Hilfe ist. ... Online sind natürlich Spiele sehr beliebt. Sie können auf dem Umweg über ein Preisausschreiben oder ein Spiel schöne Verhaltensprofile der Konsumenten herausarbeiten." König Kunde. Ein Special von w&v, Süddeutsche Zeitung und media & marketing S. 14

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"Treffer versenkt
Konsumenten können machen, was sie wollen: In irgendeine Schublade passen sie immer, ob es ihnen paßt oder nicht. Die Jagd nach individuellen Daten wird geradezu inflationär betrieben. ... Gerade die Werbungstreibenden und ihre Mediaplaner waren es lange Zeit gewohnt, den Computer mit scheinbar so eindeutigen Daten wie Alter, Haushaltsnettoeinkommen oder Ortsgrößenklassen zu füttern, um so den Zielbereich ihrer werblichen Maßnahmen abzugrenzen. ... es ist sinnlos, Typen von Konsumenten, also Zielgruppen, nur anhand dieser Merkmale zu beschreiben. ... Angesichts dieser Vorbehalte mag es paradox erscheinen, daß gerade jetzt, wo die Jagd nach individuellen Daten geradezu inflationär betrieben wird, wieder Versuche unternommen werden, der Komplexität von Zielgruppen durch grobschlächtige Vereinfachungen zu begegnen: ... so unsäglich Tpyen wie den 'Krawattenmuffel' im Textilmarkt oder den 'Potenzprothesenträger' im Automobilmarkt" Horst Nowak, Gründer des Sinus-Instituts, König Kunde. Ein Special von w&v, Süddeutsche Zeitung und media & marketing S. 28

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"Robinson schlägt zurück
Werbung ist lehrreich, unterhaltsam und wichtig. Aber wenn sie sich zur Flut steigert, gibt es Mittel, um den Zustand paradiesischer Ruhe wiederherzustellen. ... Der nächste Schritt, um die unverlangte Papierflut in ihre Dämme zu verweisen, wäre der Eintrag in die sogenannte Robinson-Liste. ... Diese Liste verwaltet der Deutsche Direktmarketing-Verband. Er verspricht, daß man künftig keine persönlich adressierten Briefe mehr bekommt, die ausschließlich für die Neukundengewinnung bestimmt sind. ... Analog zur Robinson-Liste existiert gottlob eine Freitag-Liste (www.de/freitag), wo sich eintragen kann, wer definitiv keine elektronische Werbung erhalten will." Horst Schmidt, König Kunde. Ein Special von w&v, Süddeutsche Zeitung und media & marketing S. 34

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"Adresshandel
Das Geschäft mit den Informationen potentieller Kunden blüht. Der Kunde gilt als durchschaut. 'Briefträger werden auf dem tüglichen Weg zu Erfüllungsgehilfen für die Datensammelwut der Post' kritisierte BILD, 'heimlich notieren Sie auf einem Fragebogen Details über Gebäudezustand, Geschoßzahl, Garagenzahl oder Gartenanlagen.' Tatsächlich verkauft die Post seit kurzem solche Angaben gewinnbringend an Unternehmen, damit die ihre Werbung an die richtigen Adressen schicken können: ... Daten über deutsche Wohnhäuser sind bereits seit über fünf Jahren im Umlauf. Seit 1993 versorgt Schober Directmarketing im württembergischen Ditzingen ... seine Kunden mit entsprechendem Material ... Name und Adresse sind zuwenig für die gezielte Ansprache, Alter, Hobbys, Wohnumfeld, Kaufverhalten oder Einkommensklasse geben den Werbern wichtige Hinweise ... Wie aber kommt ein Unternehmen an Adressen und andere Details? ... Kein Problem für Versandhäuser: Jeder, der etwas bestellt, muß wenigstens seine Anschrift angeben. Auch mit Kundenclubs und -karten lassen sich jede Menge Daten sammeln." Stefan Bottler, freier Journalist, König Kunde. Ein Special von w&v, Süddeutsche Zeitung und media & marketing S. 30

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"Virtuelle Vampire
Die Unternehmen verlieren alle Hemmungen bei der Jagd auf Kundendaten im Netz. Für die Akzeptanz des Mediums ist das Gebaren Gift. .... Jede Information, etwa Ausgangsrechner oder E-Mail-Adresse, wird erfaßt, per Klickstream-Monitoring wird jeder Mausklick und jede Spur, die man auf einer Website hinterläßt, ausgewertet. ... Wenn man nicht aufpaßt, kriegt man noch einen Keks: Cookies heißen die kleinen Datensätze, die Firmencomputer online auf meiner Festplatte hinterlassen können, um mich und meine Vorlieben beim nächsten Mal sofort wieder präsent zu haben. ... die führende deutsche Kreditversicherer Hermes AG und das Hamburger Dienstleistungsunternehmen CCN haben ein Scoring-System entwickelt, das Informationen aus 19 Datenbanken miteinander verknüpft und die Rückzahlungswahrscheinlichkeit nach Punkten (Scores) prognostiziert." Peter Glaser, Redakteur beim Stern-Magazin Konrad, König Kunde. Ein Special von w&v, Süddeutsche Zeitung und media & marketing S. 36


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